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2/2002
Die Qualität halten
Zwei Jahre erfolgreiche Entwicklung hat die junge Zeitschrift EB vorgelegt. Zwei Jahre, in denen es voran ging mit innovativen Produkten, überzeugenden Bauprojekten und dokumentierten Erfahrungen.
Zwei Jahre, in denen andererseits die Nachfrageentwicklung im Bau allgemein und bei der baulichen Modernisierung insbesondere zu wünschen übrig ließ. Die Zahlen aus dem Baugewerbe sind alarmierend. Die Investitionszurückhaltung war ohnehin groß, und seit dem September 2001 ist sie weiter gesunken. Dies ist völlig unverständlich, denn noch nie war die Notwendigkeit für eine qualitativ hochwertige Modernisierung der Bausubstanz größer und war das Angebot, diese durchzuführen, besser.
Sicher, es gibt einige ungünstige Rahmenbedingungen. Es wurde dem Bau und den mittelständischen Unternehmen in den letzten Jahren nicht leicht gemacht. Und auch bei der Kommunikation der Potentiale für Verbesserungen an der Substanz wurde viel versäumt.
Die Beispiele in EB zeigen aber deutlich, daß es ein völlig falscher Ansatz wäre, zunächst einmal auf bessere Rahmenbedingungen seitens der Politik zu warten. Wir werden nicht müde werden, diese einzufordern. Aber wir müssen schon jetzt unabhängig davon etwas tun, wenn die Entwicklung weiter Erfolg haben soll: Das schon Geleistete muß in der Öffentlichkeit dargestellt werden, die Erfolge müssen sichtbar sein. Nur dadurch kann zu einer umgreifenden Umsetzung motiviert werden.
Entscheidend ist vor allem, daß die Qualität gehalten wird. Nun wissen wir definitiv, daß Passivhäuser sich in großen Gesamtheiten in der Praxis bewährt haben (vgl. den Bericht zur 6. Passivhaus Tagung in dieser EB). Wir wissen, daß besserer Wärmeschutz das Tauwasserrisiko reduziert (in Passivhäusern praktisch auf Null), daß Luftdichtheit die Bauqualität verbessert und Wohnungslüftung die Innenluft. Wir wissen, daß mit Fenstern mit Uw -Werten besser als 0,8 W/(m²K) zugfreie, behagliche Innenraumbedingungen unabhängig vom Heizsystem realisierbar sind (vgl. den Artikel von W. Betschart in EB 2/2000). An diesen Erkenntnissen ändert sich auch dadurch nichts, daß man versucht, die Rechenwerte zu verändern - etwa um Wärmedurchgangskoeffizienten kleiner erscheinen zu lassen; entscheidend ist am Ende immer die in der Praxis erreichte Qualität. Jeder Mißerfolg, der durch verschönte rechnerische Darstellung verursacht wird, schädigt die gesamte Entwicklung. Denn die Ziele beim energieeffizienten Bauen sind nicht die Einhaltung willkürlich gesetzter formaler Anforderungen, sondern es sind ein nachhaltig beständiger Baukörper, hohe Behaglichkeit und ein nicht nur rechnerisch, sondern wirklich niedriger Energieverbrauch.
Jörg Pfäffinger scheidet mit dieser Ausgabe als Chefredakteur von EB aus. Er hat diese Zeitschrift in den letzten zwei Jahren entscheidend gestaltet, und dafür spreche ich ihm meinen Dank aus. Die Aufgabe, durch Verbesserung der Energieeffizienz zur Nachhaltigkeit unserer Zivilisation beizutragen, liegt weiter vor uns. Zu Erfüllung dieser Aufgabe will EB seinen Beitrag leisten. Diese Zeitschrift lebt von der Kommunikation zwischen Bauherren, Bauschaffenden, Komponentenherstellern, Entwicklern und der Wissenschaft. Die Redaktion und der Bereit werden ein Konzept erstellen, wie diese Kommunikation noch weiter ausgebaut werden kann. Wie schon im Geleitwort zur ersten Auflage wünsche ich dieser Zeitschrift auch weiterhin viel Erfolg - Erfolg vor allem darin, die Umsetzung der Effizienzmaßnahmen zu beschleunigen.
Im Juni 2002
Dr. Wolfgang Feist,
Passivhaus Institut
Inhalt
Dr. Wolfgang Feist
Zur Sache
Dipl.-Ing. Ralf Winterling
Passivhaus und energieeffizientes Bauen -
dokumentiert an einem Bauvorhaben in Halle
Jörg Pfäffinger
Lichtblick für Passivhäuser
Jörg Pfäffinger
Kooperative baut Passivhaus in Holz
Architekt Andreas Mühlebach, Jörg Pfäffinger
Bürogebäude mit Vakuum-Isolations-Paneelen
Das weltweit größte Passivhaus entsteht in Ulm
Prof. Dr.-Ing. Dirk Bohne
Regenwassernutzungsanlagen - Speicherdimensionierung
durch Simulationsrechnung für Objektgebäude, Teil 2
Dipl.-Phys. Norbert Sack
Bauphysikalische Anforderungen nach der EnEV und der DIN 4108
Intersolar 2002 Messeinfo
Dipl.-Pol. Klaus Michael
Passivhaus Kindertagesstätte in Münster Gremmendorf
Dr. Günter Löhnert
Der Integrale Planungsprozess,
Teil II: Wirkungszusammenhänge
Messerückblick:
Prof. Dr.-Ing. Roland Koenigsdorff, Prof. Dr.-Ing. Martin Becker
3. Biberacher Forum Gebäudetechnik 2002
Barbara Löbau
Nachlese zur 6. Passivhaustagung 2002 in Basel
3. Allgäuer Altbautage Kempten
Jörg Pfäffinger
Das "Passivhaus-Kompendium" steht
im Internet bereit
Buchbesprechungen, Produkte, Termine
Titelfoto:
Passivhaus-Architektur in Südtirol (Architekt Dr. M. Tribus) Foto: Pfäffinger
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